MEMORIA VIVA
(LEBENDIGE ERINNERUNG)
WIR SIND UND MACHEN GESCHICHTE
Wer sind wir?
Wir sind künstlerisch-kulturelle Kollektive, die in der Stadt El Alto Community Arbeit entwickeln. Als Teatro TRONO und die Gemeinschaft Inti Phajsi sind wir Teil des Netzwerks "Cultura Viva Comunitaria", einer Bewegung, die auf soziale Transformation durch verschiedene kulturelle, künstlerische, pädagogische und indigene Erfahrungen abzielt und versucht diese langfristig zu fördern.
Teatro Trono
Das TEATRO TRONO ist eine 31 Jahre alte Theatergruppe, die ihre Arbeit mit Straßenkindern und dann mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen in der Stadt El Alto begann. Der Gründer Ivan Nogales (1963-2019) erarbeitete die Methodik der Dekolonisierung des Körpers – eine Arbeitsweise, die in Workshops, Vorträgen und im täglichen Leben der Mitglieder des Teatro Trono umgesetzt wird.
Mit mittlerweile 4 Kulturhäusern in der Stadt El Alto arbeiteten die Tronos in verschiedenen Stadtteile rund um die Themen und Problemen der Gesellschaft – stets mit dem Ziel, die Gesellschaft zu verändern, Menschen aufzurütteln, Debatten auszulösen, die Öffentlichkeit aus ihrer Komfortzone herauszuholen, globale Ungerechtigkeiten aufzuzeigen und zu kritischem Denken und Handeln anzuregen.
Comunidad Inti Phajsi
Das Inti Phajsi, das seit 17 Jahren besteht, entwickelt Aktivitäten zum Erhalt des gemeinschaftlichen Zusammenlebens. Das Inti Phajsi arbeitet im 8. Bezirk der Stadt El Alto, eines der größten Viertel, mit einer mehrheitlich migrantischen Bevölkerung aus dem Umland, die dem Viertel seinen eigenen kulturellen Charakter geben. Dies ist der Ort, wo das Inti Phajsi die Arbeit mit der “Schule der Erinnerung” entwickelt. Ein Ansatz um die geteilte Geschichte kritisch zu analysieren, um die gelebte Realität neu zu Interpretieren. Ziel ist die kollektive Erinnerung aufzuarbeiten und zu verstehen, dass wir alle Teil der Geschichte sind und ein kulturelles Erbe tragen: Die Geschichte des Widerstands und des Kampfes für Veränderung.
Wo arbeiten wir?
Die Stadt El Alto ist mit 36 Jahre die jüngste Stadt Boliviens, in der die Symbiose zwischen dem Ländlichen, dem Städtischen, der kulturellen Vielfalt und der produktiven Kapazität deutlich spürbar ist.
El Alto ist eine blühende Stadt, deren Einwohner ihr den Charakterzug der Rebellion und des Widerstandes geben. Die Einwohner die mit Schmerz und Blut zum Aufbau des neuen Plurinationalen Staates beigetragen haben, indem sie Regierungen stürzten und zum Zittern brachten.
Im Jahr 2003 spielte El Alto eine zentrale Rolle im sogenannten "Gaskrieges”. Durch Märsche, Mahnwachen und vereinten Stimmen erreichte sie den Rücktritt des damaligen Präsidenten Gonzalo Sanchez de Lozada – trotz blutiger Repression durch das Militär, was mehr als 60 Tote und mehr als 400 Verletzte kostete.
Die Situation wiederholte sich, als im November 2019 die De-facto-Regierung von Janine Añez für die Massaker von Sacaba, Senkata und El Pedregal verantwortlich war: 37 Geschwister vielen den repressiven Kräften des Staates zum Opfer, zudem hunderte Verwundete, hunderte Inhaftierungen, sowie die Verfolgung und Diskriminierung der Gesamten Nachbarschaft des Bezirks von Senkata in El Alto. Diese historische Ereignisse haben unsere Arbeit in Senkata und den weiteren 13 Bezirken geprägt.
Wie arbeiten wir?
Nach dem Staatsstreich und dem Massaker in Senkata am 19. November 2019 organisiert das Netzwerk “Cultura Viva Comunitaria”, getragen von dem Teatro TRONO; Tabla Roja Teatro, Wayna Tambo und der Comunidad Inti Phajsi, Aktionen, die diese Geschichte sichtbar machen: Jeden 19. des Monats nehmen wir zum Anlass, um pädagogische, künstlerische und kulturelle Aktivitäten zu Ehren der Gefallenen des Novembers und aller Opfer der Gewalt und Ungerechtigkeit in Bolivien und der Welt zu organisieren und durchzuführen.
Durch unsere Arbeit wollen wir das kollektive historische Gedächtnis der Bevölkerung der Stadt El Alto erhalten und teilen, um so ein kritisches Bewusstsein angesichts der politischen und sozialen Situation, in der unser Land lebt, zu wecken. Wir arbeiten mit pädagogischen, künstlerischen und kulturellen Aktivitäten wie Wanderkinos, Spielen, wandernden Märkten, Mussen und Straßentheater, um so den Austausch der verschiedenen Bezirke der Stadt El Alto zu fördern. Das ist für uns Lebendige Erinnerung, die verhindern kann dass sich rassistische und faschistische Gewalttaten nicht mehr wiederholen uns und stattdessen die Identität unserer Stadt El Alto erhalten bleibt.